Ein chinesisch-hawaiischer Detektiv in Honolulu
Die Schwarz-Weiss-Filme über den chinesischen Detektiv in Hawaii sind Kult. Die sechts Krimis, die E. D. Biggers geschrieben hat, ebenfalls. Der nun hier vorliegende erste Band handelt von Dan Winterslip, einem reichen Amerikaner, der tot in seinem Haus in Honolulu aufgefunden wird. Da er zeitlebens skrupellos war und über Leichen gegangen ist, hat er sich viele Feinde geschaffen, die alle als Täter in Frage kommen. Charlie Chan wird auf den Fall angesetzt und muss mit seiner intuitiven Methode tief in die Seelengeheimnisse der Verdächtigen eindringen, um den Mörder zu finden.
Gaetano Bisaz –
„Pau!“ dachte ich als ich das Buch nach der letzen Seite zugemacht habe. Fast wehmütig geschah dies, nach vielen Stunden grossartigen Lesevergnügens. „Das Haus ohne Schlüssel“ brachte mir einen der speziellen TV Charakteren aus meiner Kindheit zurück, den Detektiv Charlie Chan.
Im Buch tritt er nach einer umfangreichen Einführung in die Familiengeschichte der Winterslips auf. Schauplatz ist Hawaii, in den späten 20er Jahren des letzen Jahrhunderts, Waikiki und Honolulu die Locations.
Mich hat das Buch gefesselt weil die Übersetzung es schafft, die wunderbare Atmosphäre der Schauplätze einzufangen, alles passiert mit etwas weniger Tempo, viel Liebe zum Detail, weniger Spektakel als Bücher neuerer Zeit. Dies macht das Lesen sehr angenehm, es bleibt Zeit aus den Wörtern die passenden Bilder zu bauen, die Charaktere entstehen zu lassen. So tief konnte ich mich lange nicht mehr in ein Ambiente, eine Story versenken lassen. Klar, es wurde ja vor langer Zeit geschrieben, als sowieso andere Massstäbe galten – unter dem Strich zählt das Resultat.
Ich empfehle dies Buch vor allem auch jenen, die den zeitaktuellen Pathologen, gescheiterten Privatdetektiven, Romanen mit Handlungen epischer Tragweite und übertriebener Schreibe entfliehen wollen. „Das Haus ohne Schlüssel“ spielt und kommt aus einer anderen Zeit – Eine Rückversetzung in diese Epoche lohnt sich meiner Meinung nach.